Es gibt niemals eine zweite Gelegenheit, einen ersten Eindruck zu machen, sagt eine Redewendung. Ob uns eine Person positiv auffällt, ist zuallererst eine physiologische Frage. Wir nehmen die Welt mit unseren Augen wahr. Sie sind das wichtigste Sinnesorgan des Menschen. Dabei ist ein Umstand von grundlegender Bedeutung: Das menschliche Auge nimmt zuvorderst helle Farben wahr. Helle Farbtöne ziehen unsere Wahrnehmung an, nicht anders als das Licht in der Nacht die Insekten. Deswegen hat die Evolution Frauen mit blondem Haar einen Selektionsvorteil mitgegeben.
Farbenlehre der Evolution
Hat die Evolution Blondinen bereits einen großen Vorteil im natürlichen Bemühen verschafft, ihre Gene an einen besonders geeigneten männlichen Partner weiterzugeben, kommt für Frauen mit blondem Haar ein weiterer begünstigender Faktor hinzu: Als Komplementärfarbe zu Gelb ist Rot besonders passend.
Ist es Euch mal aufgefallen? Rot wird von Blondinen sehr häufig verwendet. Ob als Kleidungsstück oder als Lippenstift. Rote Lippen, geschminkt oder in jungen Jahren auch ganz natürlich, wirken anziehend. Denn Rot ist eine Signalfarbe. Sie lenkt die Aufmerksamkeit des Beobachters auf sich, indem sie die Spanne seiner Aufmerksamkeit verlängert. Bei der Partnerwahl ist positiv erzeugte Aufmerksamkeit eine Währung, die sich auszahlt.
Aus diesem Grund hat die Schauspielerin Marylin Monroe ihr Haar Platinblondiert. Ihrer Karriere hat es sicher nicht geschadet. Ihre zahlreichen Ehen und Affären, selbst mit dem US-Präsidenten John F. Kennedy, sprechen eine deutliche Sprache. Bis heute hält sich ihr Ruf als unsterbliches Sexsymbol.
Kult um blondes Haar
Die besondere Wertschätzung von Frauen mit blondem Haar ist keine Eigentümlichkeit unserer Zeit. Seit der Antike galten blonde Haare als ein Schönheitsideal. Römische Dichter wie Ovid preisten den „von der Sonne himmelsgleich umstrahlten Goldkopf“. Frauen der römischen Führungsschicht ließen sich Perücken aus dem blonden Haar der Germanen anfertigen. Möglicherweise trug auch schon Nofretete eine solche künstliche Haarpracht. Wie dies geradezu als Gloriole gewirkt haben könnte, beschrieb später die US-Schauspielerin Jane Mansfield ihrer Haarpracht auf die Männerwelt.
Die alten Germanen trieben geradezu einen Kult um ihr überwiegend natürliches blondes Haar. Mit Kämmen und Bürsten aus Wildschweinborsten wurde es gehegt und gepflegt. War es doch für die Trägerinnen nicht nur ein wichtiger natürlicher Selektionsvorteil, der ihnen auch bei reichen Römern einen entscheidende Pluspunkte gegenüber ihren schwarzhaarigen Konkurrentinnen aus Italien verlieh. Zudem war blondes Haar ein Hauptexportartikel Germaniens in die römische Welt, das auch von germanischen Männern eifrig gepflegt wurde. Wie sehr selbst germanische Männer um ihre Haarpracht besorgt waren, zeigt die überlieferte Episode eines Mannes, der zum Tode verurteilt wurde. Wie von römischen Historikern überliefert, soll er seinen Henker gebeten haben, den Schwerthieb so zu führen, dass „das Haar nicht blutig werde, bin ich doch lange eifrig darum besorgt gewesen“. Wenn sie nicht gerade den Weg zum Henker antreten mussten, trugen die Germanen ihre Haarpracht in heutiger bei Jünglingen wieder sichtbarer Manier zu einem Dutt an der Seite gebunden. Vermutlich erklärt sich selbst der Kult um ihr blondes Haar bei Männern aus der Überzeugung, damit von den Göttern ausgezeichnet worden zu sein. Eine Erklärung, der zweitausend Jahre später ein Robert Redford vermutlich immer noch zugestimmt hätte. Bei den germanischen Frauen indes kam die Überzeugung der griechisch-römischen Welt hinzu, dass „schön“ und „gut“ eigentlich eine Einheit bilden. Ein folgenreicher Irrtum, wie die Geschichten um die zahlreichen berüchtigten Blondinen zeigen, die für ihre Männer als Femmes fatales l, bezeichnet werden können. Ihre unselige Wirkung sprach sich in der Männerwelt freilich recht langsam herum. Bei den Milliardären der Welt allerdings, so haben Untersuchungen ergeben, scheint die Sorge vor Femmes fatales recht ausgeprägt zu sein. In dieser Gruppe sind Blondinen als Ehefrau mit 22 Prozent vergleichsweise unterrepräsentiert. Stattdessen werden Brünette von den Reichsten der Welt bevorzugt. 70 Prozent der Ehefrauen von Milliardären sind Brünette. Dies zeigt, dass es noch weitaus mehr Kriterien als nur die Haarfarbe alleine gibt, zu wem sich Menschen hingezogen fühlen und mit wem sie sich dauerhaft in einer Ehe verbinden wollen.
Wer dennoch meint, von der Natur sträflich benachteiligt zu sein, könnte sich wohl überlegen, der Evolution nachträglich ein Schnippchen zu schlagen. Deswegen sollen hier abschließend zwei Rezepte aus der germanischen Welt verraten werden. Um ihr Haar aufzuhellen, hatte die Germanen zwei Geheimrezepte: Eines bestand aus Holzaschenlauge, Hammeltalg und Ätzkalk. Wem dies vielleicht zu ätzend gewesen ist, konnte ein weiteres Bleichmittel verwenden: Es bestand aus Ziegenfett, Buchenasche und verschiedenen Pflanzenarten. Die Wirkung dieser Mittel soll in jüngster Zeit in Experimenten bewiesen worden sein: Selbstredend umweltverträglich und nachhaltig.
MCK