Dei­nen Hund bar­fen? War­um das kei­ne gute Idee sein könnte!

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Die Barf-Fütterung gilt zur Zeit als Nonplusultra. Sie hat den Ruf, der ursprünglichen Nahrungsaufnahme der Vorfahren unserer Hunde besonders nah zu kommen und somit besonders gesund, naturnah und entsprechend besonders artgerecht zu sein. Jedoch ist es so, dass die Barf-Fütterung nicht nur Vorteile mit sich bringt, sondern tatsächlich einige Risiken birgt. So warnt beispielsweise die Bundestierärztekammer vor Fehlern bei der Rohfütterung. Welche Risiken und Nachteile diese Art der Fütterung mit sich bringt, stellen wir dir im Verlauf dieses Artikels näher vor.

Was ist Bar­fen überhaupt?

Vor ein paar Jah­ren galt Bar­fen noch als eine eher exo­ti­sche Mög­lich­keit, sei­nen Hund zu füt­tern. Mitt­ler­wei­le sieht man aber in fast jedem Geschäft mit Tier­be­darf eine soge­nann­te „Barf-Abtei­lung“. Doch was genau ver­birgt sich hin­ter dem Begriff Barf? Die „Bio­lo­gisch art­ge­rech­te Roh­füt­te­rung“, kurz genannt Barf, bedeu­tet, sei­nen Hund, ange­lehnt an die ursprüng­li­che Ernäh­rung der Kar­ni­vo­ren, also der Fleisch­fres­ser, mit rohem Fleisch, Inne­rei­en und Gemü­se zu füt­tern. Sei­nen Hund zu bar­fen heißt also, dass man nicht auf vor­ge­fer­tig­tes Tro­cken- oder Nass­fut­ter zurück­greift, son­dern dass man sei­nen Hund mit aus­ge­wähl­tem Fleisch und Gemü­se füttert.

Wäre Bar­fen gesün­der? Foto Alk­hai­ne @pixabay

 

 

Ist Bar­fen die natür­lichs­te Füt­ter­me­tho­de für Hunde?

Um die­se Fra­ge zu beant­wor­ten, muss natür­lich der Hund als bio­lo­gi­sches Wesen betrach­tet wer­den. Er ist kein Tier, dass in die­ser Form direkt in der Natur vor­kommt – son­dern gewis­ser­ma­ßen eine Krea­ti­on des Men­schen, der ihn in sei­nen ver­schie­de­nen For­men per Zucht für sei­ne Bedar­fe (Jagd, Her­den­hü­ter, Haus­be­wa­cher usw.) geformt hat. In die­ser über 15.000 Jah­re dau­ern­den gemein­sa­men Geschich­te hat sich ent­spre­chend auch der Ernäh­rungs­an­spruch des Hun­des gewandelt.

Das wird deut­lich, wenn man etwas genau­er auf die Ent­wick­lungs­ge­schich­te des Hun­des schaut. Des­sen Vor­fah­re war der Wolf oder zumin­dest ein dem Wolf noch sehr ähn­li­ches Tier. Mehr­fach domes­ti­zier­te der Mensch die­se Tie­re, so dass die heu­te vor­han­de­nen Hun­de­ras­sen min­des­tens zwei Ent­wick­lungs­li­ni­en ent­stam­men. Bei­den gemein­sam war jedoch, dass sie sich wohl vor allem von Essens­res­ten und dem ernähr­ten, was sie bei Tisch erbet­teln konn­ten – nicht zufäl­lig hat sich die­ses Ver­hal­ten bei Hun­den aus­ge­prägt. Da bedeu­tet aber auch, dass sie sich in den letz­ten 15.000 Jah­ren Stück für Stück an die mensch­li­che Ernäh­rung ange­passt haben. Und die beinhal­te­te, seit dem Ende der Stein­zeit, nicht nur gegar­tes Fleisch, son­dern vor allem auch Koh­len­hy­dra­te. Einen guten Beweis für die­se Anpas­sung lie­fert die Tat­sa­che, dass Wöl­fe und Din­gos (die eine ver­wil­der­te sehr frü­he Form des Hun­des dar­stel­len) das Gen, wel­ches zum Ver­dau­en von Koh­len­hy­dra­ten befä­higt, nur in ein- bis zwei­fa­cher Aus­füh­rung besit­zen, wäh­rend unse­re Haus­hun­de dies in zwan­zig- bis drei­ßig­fa­cher Aus­füh­rung im Genom haben. Dies wird von For­schern mit der Anpas­sung an stär­ke­hal­ti­ge, mensch­li­che Nah­rung wie z.B. Reis erklärt.

Eine ursprüng­li­che Eigen­schaft scheint sich der Hund jedoch bewahrt zu haben: Eine ein­zi­ge, gro­ße Mahl­zeit am Tag scheint der Gesund­heit dei­nes Vier­bei­ners zuträg­li­cher zu sein als meh­re­re klei­ne über den Tag ver­teilt oder sogar ein immer gefüll­ter Fressnapf.

 

Gefah­ren und Risi­ken beim Barfen

Eine gro­ße Gefahr die mit dem Bar­fen ein­her­geht ist des­halb die der Fehl­ernäh­rung. Laut dem Prä­si­den­ten der Bun­des­tier­ärz­te­kam­mer ist es zwar mög­lich, sei­nen Hund mit selbst zusam­men­ge­stell­tem Fut­ter aus­ge­wo­gen zu ernäh­ren, jedoch bedarf es dafür eini­ges an Wis­sen und einer inten­si­ven Beschäf­ti­gung mit dem The­ma. Denn ähn­lich wie bei uns Men­schen, haben auch unse­re Hun­de ganz unter­schied­li­che Bedar­fe und benö­ti­gen ent­spre­chend eine unter­schied­li­che Zusam­men­stel­lung bei der Füt­te­rung, wel­che von ver­schie­de­nen Fak­to­ren wie unter ande­rem Alter, kör­per­li­cher Belas­tung oder Gesund­heits­zu­stand abhän­gig ist. Wer­den die­se Fak­to­ren nicht ent­spre­chend berück­sich­tigt, besteht die Gefahr einer Unter- oder Über­ver­sor­gung. Dem­zu­fol­ge ist es unzu­rei­chend, sei­nem Hund ein­fach belie­big rohes Fleisch, Kno­chen oder Gemü­se vor­zu­set­zen. Die bedarfs­ge­rech­te Ver­sor­gung mit Ener­gie, Eiweiß, unge­sät­tig­ten Fett­säu­ren, Mine­ral­stof­fen und Vit­ami­nen ist wesent­lich kom­ple­xer. Dazu kommt noch, dass Mine­ral­stof­fe wie Kal­zi­um, Natri­um oder ver­schie­de­ne Spu­ren­ele­men­te nicht aus­rei­chend im Fleisch ent­hal­ten sind. Glei­ches gilt für die für die ver­dau­ungs­not­wen­di­gen Bal­last­stof­fe, wel­che (abge­se­hen von Fell und Federn) vor allem in pflanz­li­chen Fasern ent­hal­ten sind und dem­ge­mäß durch wei­te­re Füt­te­rungs­kom­po­nen­ten gedeckt wer­den müs­sen. Eine Mög­lich­keit, die die­se Pro­ble­ma­tik ver­mei­den soll, ist die des Fer­tig­barfs. Die­ses soll Zeit spa­ren und alles ent­hal­ten, was der Hund benö­tigt. Doch so ein­fach ist es lei­der nicht: Vie­le Fer­tig­barf-Pro­duk­te sind eben nicht aus­ge­wo­gen, was auf lan­ge Zeit zu gesund­heit­li­chen Pro­ble­men führt. Zwar sug­ge­rie­ren Titel wie „Kom­plett­barf“ oder „Kom­plett Menü“, dass sie als Allein­fut­ter­mit­tel aus­rei­chen und somit dei­nen Hund umfas­send ver­sor­gen. Jedoch sind die­se Begrif­fe nicht gesetz­lich defi­niert und somit erst­mal nichts­sa­gend. Zwar kön­nen sich trotz­dem gute Pro­duk­te dahin­ter ver­ber­gen, ein Blick auf die genaue Zusam­men­set­zung und die Inhalts­an­ga­ben ist aber unab­ding­lich. Es bedarf also auch hier­bei einer genau­en Aus­wahl. Vor allem, da das Fer­tig­barf wenig indi­vi­du­ell ist und dein Hund bei­spiels­wei­se bedingt durch Wachs­tum, Krank­heit oder beson­de­re kör­per­li­cher Akti­vi­tät einen ganz ande­ren Bedarf haben kann als der Durchschnitt.

 

Gesund­heits­ri­si­ko Keim­be­las­tung beim Barfen

Ein wei­te­res Risi­ko ist das der Keim­be­las­tung. Durch die Füt­te­rung von rohem Fleisch kön­nen ver­schie­de­ne Krank­heits­er­re­ger über­tra­gen wer­den.  Das kön­nen bei­spiels­wei­se Sal­mo­nel­len und Cam­py­lo­bac­ter-Bak­te­ri­en oder Clos­tri­di­en sein. Sal­mo­nel­len und Camp­ly­bac­ter kön­nen ins­be­son­de­re bei rohem Geflü­gel auf­tre­ten und vor allem bei Sal­mo­nel­le besteht das Risi­ko, dass der Hund selbst kaum oder kei­ne Sym­pto­me zeigt und so die Erre­ger in sei­nem Umfeld ver­brei­tet. Das erhöht das Risi­ko einer Anste­ckung für den Men­schen.

Dar­über­hin­aus stel­len auch ein- oder mehr­zel­li­ge Para­si­ten, die mit rohem Fleisch über­tra­gen wer­den kön­nen ein Risi­ko für Mensch und Hund dar. Dazu zäh­len infek­tiö­se Zys­ten von Neo­spo­ra cani­num, Toxo­plas­ma gon­dii und Sar­kos­po­ri­di­en. Ers­te­re kön­nen ver­schie­de­ne Organ­sys­te­me des Hun­des befal­len und  bei einer Stö­rung des Immun­sys­tems sogar das Gehirn schä­di­gen. Sar­kos­po­ri­di­en befal­len den Darm und füh­ren zu Übel­keit, Durch­fall oder sogar zu Mus­kel­schwä­che. Die­se Krank­heits­er­re­ger kön­nen zwar durch Ein­frie­ren größ­ten­teils abge­tö­tet wer­den, jedoch erst wenn das rohe Fleisch bei ‑20° C für min­des­tens vier Tage ein­ge­fro­ren wird. Die Stan­dard­emp­feh­lung für Gefrier­schrän­ke und ‑Tru­hen liegt jedoch nur bei -18° C.

Eine wei­te­re Gefahr beim Bar­fen ist die Füt­te­rung von Kno­chen und rohem Schwei­ne­fleisch. Füt­tert man zu vie­le Kno­chen, kann der Hund unter schwe­ren Ver­stop­fun­gen lei­den. Hin­zu kommt, dass eini­ge Kno­chen auch split­tern und somit schwe­re Ver­let­zun­gen im Rachen­raum oder Magen- und Darm­trakt ver­ur­sa­chen. Die Gefahr bei rohem Schwei­ne­fleisch liegt dar­in, dass es theo­re­tisch mög­lich ist, dass der Hund sich mit aujesz­ky­schen Erre­gern infi­ziert, was für den Hund immer töd­lich endet. Die deut­schen Schwein­be­stän­de gel­ten zwar als aujesz­kysch-frei, jedoch gibt es Befun­de bei Wild­schwei­nen, bei denen die Krank­heit nicht bekämpft oder behan­delt wer­den kann. Hier­nach soll­te man aus Vor­sicht lie­ber von der Füt­te­rung von rohem Schwei­ne­fleisch absehen.

 

Ist Bar­fen schlecht fürs Klima? 

In Zei­ten der Kli­ma­po­li­tik hat man schon öfters Schlag­zei­len ver­nom­men, die sich die Öko­bi­lanz unse­rer Haus­tie­re vor­knüp­fen. Laut einer Stu­die hat ein mit Barf ernähr­ter Hund einen dop­pelt so hohen Kli­ma­fuß­ab­druck wie ein mit her­kömm­li­chem Fut­ter ernähr­ter Hund. Der Grund: her­kömm­li­ches Fut­ter besteht in der Regel aus Neben­pro­duk­ten der Fleisch­in­dus­trie, beim Barf wird hin­ge­gen hoch­wer­ti­ge­res Fleisch ver­füt­tert, was wesent­lich kli­ma­schäd­li­cher ist. Zusätz­lich ist der pflanz­li­che Anteil (z.B. Getrei­de­pro­duk­te) im her­kömm­li­chen Fut­ter oft wesent­lich höher als beim Barf, so dass allein hier­aus schon eine bes­se­re Kli­ma­bi­lanz resultiert.

 

Es gibt somit meh­re­re Grün­de, die gegen die so ange­sag­te Roh­füt­te­rung spre­chen und die man nicht ver­nach­läs­si­gen soll­te. Das zeigt, dass man sich im Vor­feld gut und aus­führ­lich infor­mie­ren und Vor- und Nach­tei­le abwä­gen soll­te, da man sonst sei­nem Hund sogar scha­den kann.

 

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