Nachhaltig, biologisch, ökologisch – was die Bio-Siegel auf Lebensmitteln bedeuten und wofür sie stehen
Immer häufiger lachen uns positive Zertifizierungen und Siegel in Supermärkten auf Obst, Gemüse oder auch tierischen Produkten an – Demeter, Naturland, Bioland, MSC und viele mehr. Bei dieser Vielfalt kann man leicht den Überblick verlieren. Wir zeigen dir die wichtigsten Bio-Siegel und erklären, was sie bedeuten und worauf es wirklich ankommt.
Die erste Frage, die sich wohl jeder stellt: Was sagt mir dieses Siegel jetzt genau?
Grundsätzlich sollen uns die Siegel Informationen über Haltungsformen und ökologische Standards sowie Informationen zu der Herkunft der einzelnen Lebensmittel übermitteln. Mittlerweile ist nicht nur in Bioläden, sondern auch in jeder erdenklichen Supermarktkette eine Reihe von Bio-Artikeln vertreten.
Was vielen leider nicht bewusst ist: „umweltgerecht“ oder „kontrollierter Anbau“ sind keine geschützten Begriffe und stehen nicht direkt für eine ökologische Produktion. Welche Siegel sind also nun wirklich aussagekräftig und verlässlich?
Bio Siegel nach EG-Öko-Verordnung:
Das wohl jedem bekannte Siegel kennzeichnet Lebensmittel, die nach EU-Vorschriften für den ökologischen Landbau kontrolliert und produziert werden. Seit mehr als 20 Jahren steht das staatliche Biosiegel für Biolebensmittel aller Art. Knapp 100.000 Produkte von mehr als 6.600 Unternehmen weisen stolz das Bio Siegel auf und stehen somit für die Sicherheit im ökologischen Anbau. Wer ein landwirtschaftliches Erzeugnis mit dem Begriff „Bio“ oder „Öko“ versieht, ist seit 2012 dazu verpflichtet, eine Zertifizierung durch das EU-Bio-Siegel vorzuweisen.
Demeter:
Demeter steht für Öko-Landbau mit strengen Vorgaben und großem Fokus auf Tierwohl, sowie deutsche Herstellung. Das Siegel wertet nach biologisch-dynamischen Richtlinien erzeugter Bio-Produkte und berücksichtigt dabei auch Nachhaltigkeitsaspekte. Bereits seit 1924 achtet der Verband auf eine Klima‑, Böden- und Ressourcenschonende Landwirtschaft. Durch die Transparenz in Bezug auf die Herkunft der Lebensmittel, ihre Erzeugung und Verarbeitung ist Demeter in unseren Augen ein sehr verlässliches Biosiegel.
DLG-Siegel:
Seit ihrer Gründung im Jahr 1885 befasst DLG sich mit der Förderung der Qualität und Wissensvermittlung in der Land- sowie Lebensmittelwirtschaft und ist heutzutage auf vielen unterschiedlichen Lebensmitteln wiederzufinden. Doch wonach entscheidet DLG bei seiner Bewertung? Auf der Homepage der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft werden Lebensmittel in 23 unterschiedliche Bereiche aufgeteilt, hierzu gehören Biere, Säfte, Kaffee, aber auch Eis, Süßwaren und Öle. Nachdem die Produkte nun durch mehrere Qualitätsprüfungen laufen, bei denen Labortests, Verpackungs- Zubereitungs- und Kennzeichnungsprüfungen gemacht werden, kann eine Prämierung von Gold bis Bronze erreicht werden. Bei der sogenannten sensorischen Analyse wird von Experten aus der Wissenschaft nach Geschmack, Geruch sowie Aussehen und Konsistenz geprüft. Wie du siehst, lässt DLG keine Lücke für Fehler und ist daher für uns ein Top Prüfsiegel!
Naturland:
Auch Naturland steht für geprüfte Öko-Qualität und kontrollierten ökologischen Anbau, jedoch weltweit. Besonders auf strengere Richtlinienvorgaben im Bereich Futter- und Düngerzukauf sowie flächengebundene Tierhaltung wird Wert gelegt. Naturland vergibt in den Bereichen Fleischprodukte, Käse, Milch, Eier, Gemüse, Obst sowie Tees Siegel und berücksichtigt soziale Aspekte wie die Ausschließung von Kinderarbeit und den Schutz von Menschenrechten.
Fairtrade:
Das Fairtrade-Siegel ist dir bestimmt schon mal ins Auge gefallen, beispielsweise bei Schokolade oder Kaffee. Die Organisation steht besonders für fair angebaute und fair gehandelte Produkte, die oftmals aus Entwicklungsländern stammen. Fairtrade kennzeichnet also Produkte, die aus fairem Handel stammen und bei denen in der Herstellung ökologische, ökonomische und soziale Kriterien eingehalten werden. Besonders Kleinbauern und die Entwicklungsländer sollen hier profitieren und gemeinsam für Umweltschutz sowie sichere Arbeitsbedingungen sorgen. Bauern, die sich an Fairtrade beteiligen, erhalten eine sogenannte Fairtrade-Prämie und können somit Gemeinschaftsprojekte realisieren.
MSC:
Bei diesem Nachhaltigkeitssiegel geht es ausschließlich um Fischprodukte und dementsprechend den nachhaltigen Fang von Fischen. Die Grundprinzipien von MSC sind „gesunde Größe des Fischbestandes“, „Erhalt des Ökosystems“ und „effektives Fischereimanagement“. In der Vergangenheit forderte Greenpeace MSC allerdings auf, mehr Transparenz zu zeigen und sich gegen Überfischung auszusprechen. Fazit: Grundsätzlich lohnt sich der Griff zu einem MSC-zertifizierten Produkt, jedoch sollte dir klar sein, dass es hier Luft für Verbesserungen gibt. Hoffen wir, dass die Zukunft uns hier noch mehr Nachhaltigkeit bietet!
Tierwohl-Label: Schnell und einfach die Tierhaltung erkennen
Bereits seit 2019 findet sich in immer mehr Supermarktketten ein kleines Label mit der Überschrift „Haltungsform“ auf Fleischprodukten wieder. Mit einer Nummerierung von 1 bis 4 soll dem Konsumenten hier die Haltungsform der Tiere nähergebracht werden. Folgende Haltungsbedingungen stehen hinter den einzelnen Stufen:
- Stallhaltung (rot)
Hier handelt es sich um den gesetzlichen Mindeststandard. Die Tiere leben eher in keinem angenehmen Zustand. Beispiel: 23 Hühner auf einem Quadratmeter.
- Stallhaltung plus (blau)
Die Tiere haben mehr Bewegungsfreiraum und können ihrem natürlichen Spieltrieb mit extra Beschäftigungsmaterial nachgehen.
- Außenklima (orange)
Die Tiere haben teilweise Zugang zu frischer Luft und erhalten ausschließlich gentechnikfreies Futter.
- Premium (grün)
Den Tieren wird ein Auslauf im Freien geboten, es ist für ausreichend Platz gesorgt (mindestens 100 % mehr Platz als vorgegeben). Ein weiterer Aspekt ist die ständige Präsenz von Stroh oder anderer Substrate wie zum Beispiel Kleie.
Leider wurden im Jahr 2020 jedoch über die Hälfte der Fleischprodukte in Haltungsform 1 eingestuft (51,1 %), sodass lediglich 13 % unter die Haltungsformen 3 und 4 fielen.
Unser Fazit zu Bio-Siegeln:
Grundsätzlich bieten uns Bio-Siegel eine tolle Möglichkeit, mehr über die Herkunft der Lebensmittel sowie die Haltung der Tiere zu erfahren. Wichtig ist hier jedoch, zwischen den einzelnen Siegeln zu unterscheiden, da nicht jedes Siegel das Gleiche verspricht. Wollen wir also zukünftig auf Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen achten, sollten wir Schokolade mit Fairtrade-Siegel vernaschen. Um besonders artgerechte Haltung von Tieren zu unterstützen, raten wir dir, Produkte mit dem Tierwohl-Label Nummer 4 zu kaufen. Jedem bleibt natürlich selber überlassen, worauf er beim Kauf achtet, aber wenn wir alle mit kleinen Taten anfangen, kann die Welt von Tag zu Tag ein besserer Ort werden.