Sprit teu­er wie nie – lohnt sich der Umstieg auf das E‑Auto?

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Foto: Engin_Akyurt @pixabay

Die Fahrt an die Tanksäule gleicht mittlerweile für die meisten einem Horrortrip. Nie war der zu entrichtende Preis für die individuelle Mobilität so hoch wie heute. Selbst während der Ölkrise der Siebzigerjahre sind die Preise nicht so stark angestiegen wie in jüngster Zeit. So verwundert es nicht, dass viele die Frage beschäftigt, ob ein Umstieg auf ein E-Auto lohnenswert sein könnte.

Staat­li­cher Zuschuss in der Anschaffung

Elek­tro­au­tos sind teu­er. Um ihre Ver­brei­tung zu för­dern, gibt es vom Staat für bestimm­te Fahr­zeu­ge im Bereich der Mit­tel­klas­se einen soge­nann­ten “Umwelt­bo­nus”. Die­ser wird beim Kauf oder Lea­sing der meis­ten Stro­mer sowie für Pkw mit Brenn­stoff­zel­le, also Was­ser­stoff­au­tos, gezahlt und liegt zwi­schen 6750 Euro bis zu 9000 Euro. Plug-in-Hybri­de wer­den eben­falls geför­dert, wenn sie die För­der­vor­aus­set­zun­gen erfül­len. 

Auch der Kauf und das Lea­sing gebrauch­ter E‑Autos und gebrauch­ter Plug-in-Hybri­de wer­den vom Staat bezu­schusst. Für die För­der­hö­he gel­ten bei der Zweit­zu­las­sung die För­der­sät­ze ent­spre­chend der Tabel­le für den Kauf und das Lea­sing eines Neu­fahr­zeugs mit einem Net­to­lis­ten­preis von über 40.000 bis 65.000 Euro (Basis­mo­dell in Deutschland).

Vor­aus­set­zung ist eine Erst­zu­las­sung nach dem 4.11.2019. Erfolgt die Zweit­zu­las­sung nach dem 3.6.2020, bekom­men die Fahr­zeu­ge auch den dop­pel­ten Bun­des­an­teil (Inno­va­ti­ons­prä­mie). Zudem darf das Gebraucht­fahr­zeug nicht län­ger als 12 Mona­te erst­zu­ge­las­sen gewe­sen sein, höchs­tens 15.000 Kilo­me­ter auf dem Tacho haben und noch kei­ne För­de­rung bean­tragt wor­den sein.

Vor einer Kauf­ent­schei­dung ist also erst­mal das För­der­di­ckicht für das ins Auge genom­me­ne Modell zu lich­ten. Unser Tipp: Eine gute Über­sicht der Bedin­gun­gen und die geför­der­ten Wagen fin­det sich auf den Sei­ten des ADAC.

Kein Rechts­an­spruch auf Förderung

Die Richt­li­nie zum Umwelt­bo­nus gewährt beim Kauf oder Lea­sing kei­nen Rechts­an­spruch auf eine För­de­rung. Auch dür­fen die erfor­der­li­chen Haus­halts­mit­tel noch nicht aus­ge­schöpft sein. Damit gilt das “Wind­hund­prin­zip” – wenn der För­der­topf leer ist, gibt es auch kein Geld mehr. 

Ach­tung: Hat sich die Richt­li­nie geän­dert, so gilt immer die jeweils zum Zeit­punkt der Antrag­stel­lung gel­ten­den Richt­li­nie. Richt­li­ni­en­an­pas­sun­gen kön­nen sich sowohl vor- als auch nach­tei­lig für den jewei­li­gen Antrag­stel­ler aus­wir­ken. Ein Ver­trau­ens­schutz unter Beru­fung auf den Kauf­zeit­punkt bzw. Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses des Fahr­zeugs jeden­falls besteht nicht.

Der Trend geht zum Elektroauto

Ob gewünscht oder nicht: Die Gesetz­ge­ber in der EU sind im Begriff Rah­men­be­din­gun­gen zu schaf­fen, die über kurz oder lang eine erheb­li­che Pri­vi­le­gie­rung von Elek­tro­fahr­zeu­gen vor­se­hen. Im Gegen­zug wer­den die Rah­men­be­din­gun­gen für Fahr­zeu­ge mit Ver­bren­nungs­mo­tor abseh­bar durch die Gesetz­ge­bung in der EU immer wei­ter erschwert: Von ganz­jäh­ri­gen Fahr­ver­bo­ten oder Ein­fahr-Beschrän­kun­gen in vie­len Städ­ten, bis hin zu einem gene­rel­len Ver­kaufs­ver­bot soll dem umwelt­po­li­tisch gewoll­ten Trend zum Elek­tro­au­to Nach­druck ver­schafft werden.

 

Hohe Strom­kos­ten; noch begrenz­te Reichweite

Geht schon der Ben­zin­preis durch die Decke, so ist auch beim Laden von Elek­tro­au­tos mit erheb­li­chen Kos­ten zu rech­nen. Dabei ist zu beden­ken, dass in Deutsch­land der Strom­preis so hoch ist wie in kei­nem ande­ren Land der EU. Gegen­wär­tig liegt er hier­zu­lan­de bei 36 Cent kWh. Das ist rund dop­pelt so viel wie in Polen. Mit wei­te­ren Preis­stei­ge­run­gen ist in Zukunft zu rech­nen. 

Zudem liegt die Reich­wei­te eines voll­um­fäng­lich auf­ge­la­de­nen Elek­tro­au­tos gegen­wär­tig noch deut­lich hin­ter der eines her­kömm­li­chen Fahr­zeugs mit Ver­bren­nungs­mo­tor. Abseh­ba­re Ver­bes­se­run­gen in der tech­ni­schen Kon­struk­ti­on der Bat­te­rie und der gene­rel­len Markt­rei­fe der Fahr­zeu­ge machen es schwie­rig, einen idea­len Zeit­punkt zur Anschaf­fung eines Elek­tro­au­tos zu bestim­men. 

Schließ­lich kommt hin­zu, dass die Auf­la­dung einer elek­tri­schen Bat­te­rie weit­aus mehr Zeit benö­tigt als das schel­le Vor­fah­ren vor einer Tank­säu­le. Grob gesagt rei­chen die Lade­zei­ten von bis zu 14 Stun­den an der Haus­halts­steck­do­se, über 2 bis 6 Stun­den an der Wall­box und 2 bis 4 Stun­den an einer öffent­li­chen Lade­säu­le (Nor­mal­la­dung), bis zu 30 bis 60 Minu­ten an einer öffent­li­chen Schnell­la­de­säu­le. Dabei ist aller­dings das noch land­auf- land­ab in den Kin­der­schu­hen ste­cken­de Sys­tem an Lade­säu­len für Elek­tro­au­tos zu berücksichtigen.

Fazit

Die Ent­schei­dung aus kurz­fris­tig moti­vier­ten Kos­ten­grün­den vom Ver­bren­nungs­mo­tor zum Elek­tro­au­to umzu­stei­gen, ist gut zu über­den­ken. Hohe Ein­stiegs­in­ves­ti­tio­nen bei Elek­tro­au­tos zie­hen in Deutsch­land immer wei­ter stei­gen­den Kos­ten für Strom wei­ter nach sich. 

Viel hängt in jedem Fall vom indi­vi­du­el­len Nut­zungs­ver­hal­ten ab. Pend­ler im Nah- und Mit­tel­stre­cken­be­reich fin­den denn auch ganz ande­re Vor­aus­set­zun­gen vor als Lang­stre­cken­fah­rer. Ins­be­son­de­re dann, wenn an ihrem Ziel­ort auf sie ver­läss­lich eine Lade­säu­le war­tet. 

Rech­net man sämt­li­che Kos­ten eines Autos zusam­men, vom Kauf­preis über sämt­li­che Betriebs- und War­tungs­auf­wän­de bis zum Wert­ver­lust, schnei­den Elek­tro­au­tos jedoch immer häu­fi­ger wirt­schaft­li­cher ab als Ver­bren­ner. Dies ist in der Ten­denz das Ergeb­nis einer aktu­el­len Voll­kos­ten-Berech­nung von nahe­zu allen auf dem deut­schen Markt aktu­ell erhält­li­chen Elek­tro­au­tos sowie Plug-in-Hybri­den mit Ben­zi­nern oder Die­seln mit ver­gleich­ba­rer Motor­leis­tung und ähn­li­cher Aus­stat­tung. 

Aller­dings unter­schei­det sich der Kos­ten­vor­teil von Modell zu Modell, sodass man den Modell­typ eines neu­en Elek­tro­au­tos genau aus­su­chen soll­te. Eine detail­lier­te Über­sicht der fest­ge­stell­ten Wer­te der han­dels­üb­li­chen Model­le fin­det sich auf den Sei­ten des ADAC. 

Wäh­rend einer­seits also mit wei­te­ren tech­ni­schen Ver­bes­se­run­gen bei Elek­tro­fahr­zeu­gen zu rech­nen ist, dürf­ten ande­rer­seits über kurz oder lang Fahr­ver­bo­te von Fahr­zeu­gen von Ver­bren­nungs­mo­to­ren bald die hier behan­del­te The­ma­tik an jeden Auto­fah­rer her­an­tra­gen. 

Doch schon kann ein Umstieg loh­nens­wert sein, da sich über die Jah­re die ver­gleichs­wei­se gerin­gen War­tungs- und Betriebs­kos­ten von Elek­tro­au­tos in der Bilanz bemerk­bar machen. 

-MCK-