Staatlicher Zuschuss in der Anschaffung
Elektroautos sind teuer. Um ihre Verbreitung zu fördern, gibt es vom Staat für bestimmte Fahrzeuge im Bereich der Mittelklasse einen sogenannten “Umweltbonus”. Dieser wird beim Kauf oder Leasing der meisten Stromer sowie für Pkw mit Brennstoffzelle, also Wasserstoffautos, gezahlt und liegt zwischen 6750 Euro bis zu 9000 Euro. Plug-in-Hybride werden ebenfalls gefördert, wenn sie die Fördervoraussetzungen erfüllen.
Auch der Kauf und das Leasing gebrauchter E‑Autos und gebrauchter Plug-in-Hybride werden vom Staat bezuschusst. Für die Förderhöhe gelten bei der Zweitzulassung die Fördersätze entsprechend der Tabelle für den Kauf und das Leasing eines Neufahrzeugs mit einem Nettolistenpreis von über 40.000 bis 65.000 Euro (Basismodell in Deutschland).
Voraussetzung ist eine Erstzulassung nach dem 4.11.2019. Erfolgt die Zweitzulassung nach dem 3.6.2020, bekommen die Fahrzeuge auch den doppelten Bundesanteil (Innovationsprämie). Zudem darf das Gebrauchtfahrzeug nicht länger als 12 Monate erstzugelassen gewesen sein, höchstens 15.000 Kilometer auf dem Tacho haben und noch keine Förderung beantragt worden sein.
Vor einer Kaufentscheidung ist also erstmal das Förderdickicht für das ins Auge genommene Modell zu lichten. Unser Tipp: Eine gute Übersicht der Bedingungen und die geförderten Wagen findet sich auf den Seiten des ADAC.
Kein Rechtsanspruch auf Förderung
Die Richtlinie zum Umweltbonus gewährt beim Kauf oder Leasing keinen Rechtsanspruch auf eine Förderung. Auch dürfen die erforderlichen Haushaltsmittel noch nicht ausgeschöpft sein. Damit gilt das “Windhundprinzip” – wenn der Fördertopf leer ist, gibt es auch kein Geld mehr.
Achtung: Hat sich die Richtlinie geändert, so gilt immer die jeweils zum Zeitpunkt der Antragstellung geltenden Richtlinie. Richtlinienanpassungen können sich sowohl vor- als auch nachteilig für den jeweiligen Antragsteller auswirken. Ein Vertrauensschutz unter Berufung auf den Kaufzeitpunkt bzw. Zeitpunkt des Vertragsabschlusses des Fahrzeugs jedenfalls besteht nicht.
Der Trend geht zum Elektroauto
Ob gewünscht oder nicht: Die Gesetzgeber in der EU sind im Begriff Rahmenbedingungen zu schaffen, die über kurz oder lang eine erhebliche Privilegierung von Elektrofahrzeugen vorsehen. Im Gegenzug werden die Rahmenbedingungen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor absehbar durch die Gesetzgebung in der EU immer weiter erschwert: Von ganzjährigen Fahrverboten oder Einfahr-Beschränkungen in vielen Städten, bis hin zu einem generellen Verkaufsverbot soll dem umweltpolitisch gewollten Trend zum Elektroauto Nachdruck verschafft werden.
Hohe Stromkosten; noch begrenzte Reichweite
Geht schon der Benzinpreis durch die Decke, so ist auch beim Laden von Elektroautos mit erheblichen Kosten zu rechnen. Dabei ist zu bedenken, dass in Deutschland der Strompreis so hoch ist wie in keinem anderen Land der EU. Gegenwärtig liegt er hierzulande bei 36 Cent kWh. Das ist rund doppelt so viel wie in Polen. Mit weiteren Preissteigerungen ist in Zukunft zu rechnen.
Zudem liegt die Reichweite eines vollumfänglich aufgeladenen Elektroautos gegenwärtig noch deutlich hinter der eines herkömmlichen Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. Absehbare Verbesserungen in der technischen Konstruktion der Batterie und der generellen Marktreife der Fahrzeuge machen es schwierig, einen idealen Zeitpunkt zur Anschaffung eines Elektroautos zu bestimmen.
Schließlich kommt hinzu, dass die Aufladung einer elektrischen Batterie weitaus mehr Zeit benötigt als das schelle Vorfahren vor einer Tanksäule. Grob gesagt reichen die Ladezeiten von bis zu 14 Stunden an der Haushaltssteckdose, über 2 bis 6 Stunden an der Wallbox und 2 bis 4 Stunden an einer öffentlichen Ladesäule (Normalladung), bis zu 30 bis 60 Minuten an einer öffentlichen Schnellladesäule. Dabei ist allerdings das noch landauf- landab in den Kinderschuhen steckende System an Ladesäulen für Elektroautos zu berücksichtigen.
Fazit
Die Entscheidung aus kurzfristig motivierten Kostengründen vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto umzusteigen, ist gut zu überdenken. Hohe Einstiegsinvestitionen bei Elektroautos ziehen in Deutschland immer weiter steigenden Kosten für Strom weiter nach sich.
Viel hängt in jedem Fall vom individuellen Nutzungsverhalten ab. Pendler im Nah- und Mittelstreckenbereich finden denn auch ganz andere Voraussetzungen vor als Langstreckenfahrer. Insbesondere dann, wenn an ihrem Zielort auf sie verlässlich eine Ladesäule wartet.
Rechnet man sämtliche Kosten eines Autos zusammen, vom Kaufpreis über sämtliche Betriebs- und Wartungsaufwände bis zum Wertverlust, schneiden Elektroautos jedoch immer häufiger wirtschaftlicher ab als Verbrenner. Dies ist in der Tendenz das Ergebnis einer aktuellen Vollkosten-Berechnung von nahezu allen auf dem deutschen Markt aktuell erhältlichen Elektroautos sowie Plug-in-Hybriden mit Benzinern oder Dieseln mit vergleichbarer Motorleistung und ähnlicher Ausstattung.
Allerdings unterscheidet sich der Kostenvorteil von Modell zu Modell, sodass man den Modelltyp eines neuen Elektroautos genau aussuchen sollte. Eine detaillierte Übersicht der festgestellten Werte der handelsüblichen Modelle findet sich auf den Seiten des ADAC.
Während einerseits also mit weiteren technischen Verbesserungen bei Elektrofahrzeugen zu rechnen ist, dürften andererseits über kurz oder lang Fahrverbote von Fahrzeugen von Verbrennungsmotoren bald die hier behandelte Thematik an jeden Autofahrer herantragen.
Doch schon kann ein Umstieg lohnenswert sein, da sich über die Jahre die vergleichsweise geringen Wartungs- und Betriebskosten von Elektroautos in der Bilanz bemerkbar machen.
-MCK-