„Besorg dir ein Fahrrad. Wenn du lebst, wirst du es nicht bereuen.“
Diese Weisheit stammt von dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain. Dies gilt umso mehr auf Reisen, wo die Zeit vor Ort begrenzt ist, aber die Liste der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten so lang werden kann wie in Rom. Anstatt kräftezehrend durch die engen Gassen des Centro Storico, der römischen Altstadt, zu wandern, empfiehlt es sich, an irgendeinem Punkt der Stadt ein Rad zu mieten und damit die Stadt zu erkunden. Unser Tipp: Denke an ein Schloss, damit du später den Drahtesel unbesorgt für eine Weile abstellen kannst, um etwas zu trinken oder ein Gebäude zu betreten.
Das Tiber-Ufer, eine entschleunigte Welt
Dass es nicht die technisch schon so versierten Römer waren, die das Fahrrad erfunden haben, mag heute erstaunen. Ihre Nachfahren, die heutigen Römer, haben das Tiber-Ufer so breit und fahrradfreundlich mit einer Fahrbahn in beide Richtungen ausgebaut, dass der Tiber erneut zu einer zentralen Transportader der Stadt geworden ist.
Idylle abseits der italienischen Metropole
Wer zu seinem Ufer gelangt, verlässt den brausenden Verkehrsstrom der Stadt und ist erst einmal über die idyllische, fast dörfliche Ruhe erstaunt. Jogger drehen hier entspannt ihre Runden, Angler werfen ihre Köder aus, und die Hektik und der Lärm der italienischen Hauptstadt scheinen meilenweit entfernt zu sein. In malerischer Weise ziehen am Radler der Tiber und seine Jahrtausende alten Brücken vorbei. Wie auf einer Fahrrad-Autobahn kannst du genau die Brücke als Ausfahrt wählen, die dich zu dem Ziel in unmittelbarer Nähe führt.
Vom Friedensaltar Augustus zur Engelsburg
Direkt am Tiber-Ufer befinden sich bereits zwei Sehenswürdigkeiten, die in jedem Rom-Reiseführer ihren festen Platz haben: Die Ara Pacis, der Friedensaltar, den Kaiser Augustus als geradezu sprechendes Monument seiner friedensbringenden Herrschaft 13 v. Christus errichten ließ. Früher von Autoabgasen umhüllt, die den jahrtausendealten Stein der kunstvollen Reliefs pechschwarz gefärbt haben, erstrahlt die Tempelanlage heute wieder in altem Glanz und wird durch einen sie umhüllenden Glaspavillon vom Verkehrssmog geschützt.
Die zweite Top-Sehenswürdigkeit, die Engelsburg, ist ein wenig weiter südlich das Mausoleum, das sich der römische Kaiser Hadrian (Amtszeit 117 – 138 n. Chr.) bauen ließ. Lesern von Dan Browns Illuminati braucht der Ort nicht weiter vorgestellt werden. Für alle anderen haben wir hier ein paar Hintergrundinformationen.
In der Grabkammer ließ Hadrian eine von ihm selbst verfasste Inschrift anbringen, deren Text bis heute erhalten ist:
„Kleine Seele, schweifende, zärtliche,
Gast und Gefährtin des Leibs,
Die du nun entschwinden wirst dahin,
Wo es bleich ist, starr und bloß,
Und nicht wie gewohnt mehr scherzen wirst…“Kaiser Hadrian
Kein Wunder, dass der Philosophenkaiser Marc Aurel (Kaiser von 161 bis 180 n. Chr.) diesen Ort auch für sich als Beisetzungsstätte auswählte. Im Mittelalter, als das Leben der Päpste ständig bedroht war, wurde es zur Festung umgebaut. Heute ist der Bau durch eine Statue des Erzengels Michael gekrönt und unter dem Namen „Engelsburg“ weltbekannt.
Abstecher nach Trastevere
Von der Ponte Fabricio, der ältesten Brücke Roms, die im Jahre 62 v. Christus errichtet wurde, lohnt sich zu jeder Zeit ein Abstecher nach Trastevere. Besonders in der Mittagszeit lädt das Viertel zu einer Pause in einem der vielen günstigen Restaurants ein.
Die Bocca della Verità
Nicht weit davon findet sich die Bocca della Verità, ein 2000 Jahre altes scheibenförmiges Marmorrelief, das sich in der Säulenvorhalle der Kirche Santa Maria in Cosmedin befindet. Auf ihm ist das Gesicht eines bärtigen Ungeheuers mit großen offenen Augen und großem offenen Mund abgebildet.
Nach einer aus dem Mittelalter stammenden Legende verliert jeder seine Hand, der sie in den Mund des Ungeheuers legt und dabei nicht die Wahrheit sagt. Bekannt wurde die Bocca della Verità durch den Hollywoodfilm „Ein Herz und eine Krone“ mit Audrey Hepburn und Gregory Peck. Für viele Rom-Reisende ist dieser Film heute noch eine schöne Einstimmung auf das, was sie erwartet.
2 Tipps für sicheres Fahrradfahren in Rom
Beim Fahrradfahren geht es um Bewegung und Freiheit; auf dem Fahrrad ist man ungebunden, autonom. Allerdings, kurz und quer durch die Stadt zu fahren, kann in den Sommermonaten bei vielen Reisebussen auf den römischen Straßen schon zu einem Nervenkitzel werden. Dabei ist vor allem zu bedenken, dass die Busfahrer stets einen toten Winkel haben, was regelmäßig zu schweren Unfällen führt.
Auch weiter entfernte Abstecher vom Tiber aus wie zur Via Appia unternimmst du aufgrund des Geländes am besten mit einem geeigneten Rad wie einem Mountainbike.
Wenn du diese zwei Tipps beherzigst, wirst du in kurzer Zeit in Rom so viel zu sehen bekommen wie mit keinem anderen Verkehrsmittel. Und dabei auch besinnliche, inspirierende Momente erleben. Vielleicht gar wie der Vater der Relativitätstheorie, Albert Einstein, der auf die Frage, wie er auf seine Theorie gekommen sei, antwortete: „Mir ist es eingefallen, während ich Fahrrad fuhr.“
-MCK-