Wie wird Palmöl hergestellt?
Die erzeugende Pflanze ist die Ölpalme, deren Früchte und Samen das flüssige Palmöl bzw. das feste Palmkernöl enthalten. Die Pflanze hat den höchsten Ertrag aller ölproduzierenden Gewächse und liefert jährlich 3,69 Tonnen Öle pro Hektar. Zum Vergleich: Die ebenfalls sehr ertragreiche und in Europa angebaute Rapspflanze produziert 3,44 Tonnen Öl pro Jahr und Hektar. Nach der Ernte, die mit Sicheln an langen Stangen von Hand erfolgt, werden die Früchte der Ölpalme direkt gepresst; die Samen werden vor der Pressung erst zermahlen.
Palmöl – als Lebensmittel weitgehend unbedenklich (?)
Wer einmal auf die Zutatenliste verschiedener Lebensmittel blickt, wird es entdecken: Palmöl, oder eine seiner vielen Tarnbezeichnungen. Das verwundert nicht, denn es hat die positive Eigenschaft, bei Zimmertemperatur fest, aber streichfähig zu sein. Es ist hitzestabil, weitgehend geschmacksneutral und sehr lange haltbar. Grundsätzlich enthält das Fett der Ölpalme als Naturprodukt viel Vitamin E und die Vitamin-A-Vorstufe Carotin. Außerdem ist es reich an Coenzym Q1. Aber Palmöl hat auch einen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren. Das ist vor allem dann von Nachteil, wenn du insgesamt zu viele gesättigte und zu wenig ungesättigte Fettsäuren (in Fisch, Olivenöl, Rapsöl…) verzehrst, denn du gehst das Risiko ein, deinen LDL-Cholesterinwert zu erhöhen. Eine der gesättigten Fettsäuren im Palmöl kann dich außerdem krank machen: Die Palmitinsäure. Sie wird mit diversen Entzündungen in Verbindung gebracht und wird dein Leben verkürzen, wenn du zu viel von ihr konsumierst. Man findet sie übrigens auch in Kakaobutter und tierischen Fetten.
Aber es wird noch schlimmer: Leider sind die Palmölformen, die in Lebensmitteln und Kosmetika stecken, vom einstigen Naturprodukt oft ein gutes Stück weit entfernt. Das beginnt mit der industriellen Verarbeitung des Fettes unter hohem Druck und hohen Temperaturen, wodurch das Fett zu raffiniertem Öl wird. Dabei verliert es wichtige Inhaltsstoffe und es bilden sich Schadstoffe, wie z.B. das 3‑MCPD, die als potentiell krebserregend eingestuft werden, weil sich aus den sogenannten Glycidyl-Fettsäureestern ein Stoff namens Glycidol entwickeln kann. Dieser steht im Verdacht, Tumore auszulösen. Somit könnten also Produkte von Palmöl krebserregend sein.
Ist nun Palmöl gesund oder nicht? Auch hier macht die Dosis das Gift. In kleinen Mengen und nicht täglich verzehrt ist (naturbelassenes) Palmöl daher sicher unbedenklich. Aber selbst naturbelassene Palmöl Produkte haben die erwähnten Nachteile. Dennoch findest du sie in sehr vielen Lebensmitteln. So verleiht Palmöl Nutella seine Streichfähigkeit, steckt aber auch in anderen Dingen, in denen du es nicht erwartet hättest, wie zum Beispiel Wurst, Cremespinat oder Gewürzmischungen. Selbst Biodiesel wird zum Teil aus Palmöl hergestellt.
Umwelt und Nachhaltigkeit
Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen klingt doch erst mal gut, oder? Dabei sollte dann ja nur so viel CO2 an die Luft abgegeben werden, wie die Pflanze zum Wachstum aufnehmen. Ja, durchaus richtig. Leider hat aber auch diese Medaille zwei Seiten.
Wenn in Sachen Palmöl Herstellung, Verarbeitung und Handel betrachtet werden, zeigen sich mehrere Mängel. Die Produktion erfolgt in der Regel auf großen Plantagen, vor allem in Indonesien und Malaysia. Zu den Top 10 Anbaugebieten gehören aber auch noch Thailand, Nigeria, Kolumbien, Guatemala, Brasilien, Papua-Neuguinea, Ghana und Kamerun. Dafür wurden und werden riesige Regenwald-Areale gerodet. Zwar bringt diese Praxis den Erzeugerländern Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Aufschwung, aber die Natur leidet unter der Monokultur. Denn die Ölpalme stammt ursprünglich aus Afrika und ist in den meisten anbauenden Ländern ein Fremdling. Daher kann die Produktion von Palmöl Umwelt und Ökosysteme der Erzeugerregionen beeinflussen oder stören, weil die heimische Tier- und Pflanzenwelt nicht an die Ölpalme angepasst ist. So finden viele Tiere weder Lebensraum noch Nahrung, wenn statt der ursprünglichen Wälder nur noch Ölpalmen wachsen, so weit das Auge blickt. Beim Roden der Waldflächen wird außerdem eine Menge CO2 freigesetzt, besonders wenn es sich um Torfböden handelt. So ist Palmöl Problem statt Segen, wenn man die Nachhaltigkeit in den Anbauregionen betrachtet.
Soziale Aspekte der Palmöl-Produktion und fairer Handel
Palmöl kostet pro Kilogramm derzeit rund 85 Cent und damit wesentlich weniger als z.B. Sonnenblumenöl mit mehr als 1,50 Euro pro Kilogramm oder Olivenöl mit über fünf Euro. Das ist nur deshalb möglich, weil die Lohnkosten auf den Plantagen sehr niedrig gehalten werden. So verdienen indonesische Arbeiter auf den Palmöl-Plantagen z.T. nur 2,50 Euro pro Tag. Auf den Monat hochgerechnet sind das etwa 60 Euro, während das Durchschnittsgehalt dort ca. 160 Euro beträgt. Die Arbeiter sind häufig giftigen Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt und erhalten oft keine persönliche Arbeits-Schutzausstattung. Auch vor Kinderarbeit schrecken die Plantagenbesitzer offenbar nicht zurück, was zumindest das Öl von solchen Betrieben zum absoluten No-Go macht!
Warum nicht einfach Palmöl ersetzen?
Gerade in Kosmetika wäre ein Ersatz vom Palmöl und Abkömmlingen sehr schwierig, da die Konsistenz als Trägerfett nicht so einfach reproduzierbar ist. Durch das einzigartige Fettsäurespektrum müsste man wohl oft die gesamte Rezeptur ändern. Ersatzprodukte wären nicht nur bis zu zehnfach teurer, sondern würden auch weniger ertragreichen Pflanzen entstammen. Als Folge müsste also noch mehr Fläche für den Anbau umgewandelt werden. Das gilt ähnlich auch für die Lebensmittel.
Wie und wo kann man nachhaltiges und fair gehandeltes Palmöl kaufen?
Wenn du darauf achten möchtest, dass für die Palmöl-Produktion die Natur nicht geschädigt wird und dass in den Anbau-Betrieben faire Bedingungen herrschen, gibt es mittlerweile mehrere Möglichkeiten, dies beim Kauf zu erkennen. Zum einen gibt es das RSPO-Siegel. Es verweist auf eine Organisation, die den nachhaltigen Anbau vom Palmöl fördert. Sie orientiert sich an verbindlichen Vorgaben für den Natur- und Tierschutz und beachtet soziale Aspekte. Noch etwas striktere Richtlinien hat laut WWF die Palm Oil Innovation Group, die das POIG-Siegel vergibt. Auf den fairen Handel mit Kleinbauern achtet besonders die GEPA. Nicht falsch liegst du natürlich auch, wenn du zertifiziertes Bio-Palmöl kaufst.