Was ist an Palm­öl schlecht?

Foto: tristantan @pixabay

Palmöl ist als Massenprodukt ökologisch und medizinisch in Verruf geraten, aber aus vielen Bereichen kaum noch wegzudenken. Hier erfährst du, ob es sich lohnt, auf Palmölprodukte zu verzichten.

Wie wird Palm­öl hergestellt?

Die erzeu­gen­de Pflan­ze ist die Ölpal­me, deren Früch­te und Samen das flüs­si­ge Palm­öl bzw. das fes­te Palm­kern­öl ent­hal­ten. Die Pflan­ze hat den höchs­ten Ertrag aller ölpro­du­zie­ren­den Gewäch­se und lie­fert jähr­lich 3,69 Ton­nen Öle pro Hekt­ar. Zum Ver­gleich: Die eben­falls sehr ertrag­rei­che und in Euro­pa ange­bau­te Raps­pflan­ze pro­du­ziert 3,44 Ton­nen Öl pro Jahr und Hekt­ar. Nach der Ern­te, die mit Sicheln an lan­gen Stan­gen von Hand erfolgt, wer­den die Früch­te der Ölpal­me direkt gepresst; die Samen wer­den vor der Pres­sung erst zermahlen.

Palm­öl – als Lebens­mit­tel weit­ge­hend unbedenklich (?)

Wer ein­mal auf die Zuta­ten­lis­te ver­schie­de­ner Lebens­mit­tel blickt, wird es ent­de­cken: Palm­öl, oder eine sei­ner vie­len Tarn­be­zeich­nun­gen. Das ver­wun­dert nicht, denn es hat die posi­ti­ve Eigen­schaft, bei Zim­mer­tem­pe­ra­tur fest, aber streich­fä­hig zu sein. Es ist hit­ze­sta­bil, weit­ge­hend geschmacks­neu­tral und sehr lan­ge halt­bar. Grund­sätz­lich ent­hält das Fett der Ölpal­me als Natur­pro­dukt viel Vit­amin E und die Vit­amin-A-Vor­stu­fe Caro­tin. Außer­dem ist es reich an Coen­zym Q1. Aber Palm­öl hat auch einen hohen Anteil gesät­tig­ter Fett­säu­ren. Das ist vor allem dann von Nach­teil, wenn du ins­ge­samt zu vie­le gesät­tig­te und zu wenig unge­sät­tig­te Fett­säu­ren (in Fisch, Oli­ven­öl, Raps­öl…) ver­zehrst, denn du gehst das Risi­ko ein, dei­nen LDL-Cho­le­ste­rin­wert zu erhö­hen. Eine der gesät­tig­ten Fett­säu­ren im Palm­öl kann dich außer­dem krank machen: Die Pal­mi­tin­säu­re. Sie wird mit diver­sen Ent­zün­dun­gen in Ver­bin­dung gebracht und wird dein Leben ver­kür­zen, wenn du zu viel von ihr kon­su­mierst. Man fin­det sie übri­gens auch in Kakao­but­ter und tie­ri­schen Fetten.

Aber es wird noch schlim­mer: Lei­der sind die Palm­öl­for­men, die in Lebens­mit­teln und Kos­me­ti­ka ste­cken, vom eins­ti­gen Natur­pro­dukt oft ein gutes Stück weit ent­fernt. Das beginnt mit der indus­tri­el­len Ver­ar­bei­tung des Fet­tes unter hohem Druck und hohen Tem­pe­ra­tu­ren, wodurch das Fett zu raf­fi­nier­tem Öl wird. Dabei ver­liert es wich­ti­ge Inhalts­stof­fe und es bil­den sich Schad­stof­fe, wie z.B. das 3‑MCPD, die als poten­ti­ell krebs­er­re­gend ein­ge­stuft wer­den, weil sich aus den soge­nann­ten Gly­c­i­dyl-Fett­säu­re­e­stern ein Stoff namens Gly­c­idol ent­wi­ckeln kann. Die­ser steht im Ver­dacht, Tumo­re aus­zu­lö­sen. Somit könn­ten also Pro­duk­te von Palm­öl krebs­er­re­gend sein.

 

Ist nun Palm­öl gesund oder nicht? Auch hier macht die Dosis das Gift. In klei­nen Men­gen und nicht täg­lich ver­zehrt ist (natur­be­las­se­nes) Palm­öl daher sicher unbe­denk­lich. Aber selbst natur­be­las­se­ne Palm­öl Pro­duk­te haben die erwähn­ten Nach­tei­le. Den­noch fin­dest du sie in sehr vie­len Lebens­mit­teln. So ver­leiht Palm­öl Nutel­la sei­ne Streich­fä­hig­keit, steckt aber auch in ande­ren Din­gen, in denen du es nicht erwar­tet hät­test, wie zum Bei­spiel Wurst, Creme­spi­nat oder Gewürz­mi­schun­gen. Selbst Bio­die­sel wird zum Teil aus Palm­öl hergestellt. 

Foto: tris­tantan @pixabay

Umwelt und Nachhaltigkeit

Bio­die­sel aus nach­wach­sen­den Roh­stof­fen klingt doch erst mal gut, oder? Dabei soll­te dann ja nur so viel CO2 an die Luft abge­ge­ben wer­den, wie die Pflan­ze zum Wachs­tum auf­neh­men. Ja, durch­aus rich­tig. Lei­der hat aber auch die­se Medail­le zwei Seiten.

Wenn in Sachen Palm­öl Her­stel­lung, Ver­ar­bei­tung und Han­del betrach­tet wer­den, zei­gen sich meh­re­re Män­gel. Die Pro­duk­ti­on erfolgt in der Regel auf gro­ßen Plan­ta­gen, vor allem in Indo­ne­si­en und Malay­sia. Zu den Top 10 Anbau­ge­bie­ten gehö­ren aber auch noch Thai­land, Nige­ria, Kolum­bi­en, Gua­te­ma­la, Bra­si­li­en, Papua-Neu­gui­nea, Gha­na und Kame­run. Dafür wur­den und wer­den rie­si­ge Regen­wald-Area­le gero­det. Zwar bringt die­se Pra­xis den Erzeu­ger­län­dern Arbeits­plät­ze und wirt­schaft­li­chen Auf­schwung, aber die Natur lei­det unter der Mono­kul­tur. Denn die Ölpal­me stammt ursprüng­lich aus Afri­ka und ist in den meis­ten anbau­en­den Län­dern ein Fremd­ling. Daher kann die Pro­duk­ti­on von Palm­öl Umwelt und Öko­sys­te­me der Erzeu­ger­re­gio­nen beein­flus­sen oder stö­ren, weil die hei­mi­sche Tier- und Pflan­zen­welt nicht an die Ölpal­me ange­passt ist. So fin­den vie­le Tie­re weder Lebens­raum noch Nah­rung, wenn statt der ursprüng­li­chen Wäl­der nur noch Ölpal­men wach­sen, so weit das Auge blickt. Beim Roden der Wald­flä­chen wird außer­dem eine Men­ge CO2 frei­ge­setzt, beson­ders wenn es sich um Torf­bö­den han­delt. So ist Palm­öl Pro­blem statt Segen, wenn man die Nach­hal­tig­keit in den Anbau­re­gio­nen betrachtet.

Foto: tris­tantan @pixabay

Sozia­le Aspek­te der Palm­öl-Pro­duk­ti­on und fai­rer Handel

Palm­öl kos­tet pro Kilo­gramm der­zeit rund 85 Cent und damit wesent­lich weni­ger als z.B. Son­nen­blu­men­öl mit mehr als 1,50 Euro pro Kilo­gramm oder Oli­ven­öl mit über fünf Euro. Das ist nur des­halb mög­lich, weil die Lohn­kos­ten auf den Plan­ta­gen sehr nied­rig gehal­ten wer­den. So ver­die­nen indo­ne­si­sche Arbei­ter auf den Palm­öl-Plan­ta­gen z.T. nur 2,50 Euro pro Tag. Auf den Monat hoch­ge­rech­net sind das etwa 60 Euro, wäh­rend das Durch­schnitts­ge­halt dort ca. 160 Euro beträgt. Die Arbei­ter sind häu­fig gif­ti­gen Pflan­zen­schutz­mit­teln aus­ge­setzt und erhal­ten oft kei­ne per­sön­li­che Arbeits-Schutz­aus­stat­tung. Auch vor Kin­der­ar­beit schre­cken die Plan­ta­gen­be­sit­zer offen­bar nicht zurück, was zumin­dest das Öl von sol­chen Betrie­ben zum abso­lu­ten No-Go macht!

 

War­um nicht ein­fach Palm­öl ersetzen?

Gera­de in Kos­me­ti­ka wäre ein Ersatz vom Palm­öl und Abkömm­lin­gen sehr schwie­rig, da die Kon­sis­tenz als Trä­ger­fett nicht so ein­fach repro­du­zier­bar ist. Durch das ein­zig­ar­ti­ge Fett­säu­re­spek­trum müss­te man wohl oft die gesam­te Rezep­tur ändern. Ersatz­pro­duk­te wären nicht nur bis zu zehn­fach teu­rer, son­dern wür­den auch weni­ger ertrag­rei­chen Pflan­zen ent­stam­men. Als Fol­ge müss­te also noch mehr Flä­che für den Anbau umge­wan­delt wer­den. Das gilt ähn­lich auch für die Lebensmittel.

 

Wie und wo kann man nach­hal­ti­ges und fair gehan­del­tes Palm­öl kaufen? 

Wenn du dar­auf ach­ten möch­test, dass für die Palm­öl-Pro­duk­ti­on die Natur nicht geschä­digt wird und dass in den Anbau-Betrie­ben fai­re Bedin­gun­gen herr­schen, gibt es mitt­ler­wei­le meh­re­re Mög­lich­kei­ten, dies beim Kauf zu erken­nen. Zum einen gibt es das RSPO-Sie­gel. Es ver­weist auf eine Orga­ni­sa­ti­on, die den nach­hal­ti­gen Anbau vom Palm­öl för­dert. Sie ori­en­tiert sich an ver­bind­li­chen Vor­ga­ben für den Natur- und Tier­schutz und beach­tet sozia­le Aspek­te. Noch etwas strik­te­re Richt­li­ni­en hat laut WWF die Palm Oil Inno­va­ti­on Group, die das POIG-Sie­gel ver­gibt. Auf den fai­ren Han­del mit Klein­bau­ern ach­tet beson­ders die GEPA. Nicht falsch liegst du natür­lich auch, wenn du zer­ti­fi­zier­tes Bio-Palm­öl kaufst.