Auch im Tierreich ist Gesang weit verbreitet. Vögel und Wale produzieren Gesänge, die als Musik wahrgenommen werden können. Wale können dabei erstaunliche musikalische Erlebnisse haben, die vielleicht nicht einmal einem Bach oder Mozart zuteilwurden. Mittels ihrer Gesänge können sich Wale über Hunderte von Kilometern hören. Und gelegentlich komponiert ein Wal sogar eine neue Melodie, die dann zu einem Hit wird: Die Melodie wird von Artgenossen aufgegriffen und geht unter Wasser um die Welt.
Musik ist also nicht nur für uns Menschen in vielfacher Hinsicht bedeutsam. Generell kann man sagen, dass sie Lebewesen glücklich macht. Hier nennen wir euch 10 Gründe für mehr Melodien im Alltag.
1.Musik gibt Emotionen Ausdruck
Musik ist ein universales Ausdrucksmittel. Je nach Tonlage können wir mit Melodien und Liedern unsere Emotionen über Zeit und Raum hinweg transportieren. Auch wenn es sprachliche Barrieren zu überwinden gilt, selbst wenn die Komposition in weit zurückliegenden Zeiten entstanden ist: Ihre emotionale Wirkung geht selten verloren.
Charles Darwin, der Vater der Evolutionstheorie, verstand sowohl Musik als auch die Berücksichtigung von Emotionen als menschliche Kernfähigkeiten. Wir entdecken heute, dass sie nicht nur für Menschen gelten.
2. Musikhören macht schlau
1991 entdeckten Wissenschaftler, dass neugeborene Kinder sich kognitiv besser als ihre Altersgenossen entwickelten, wenn sie die Musik von Mozart hören. Der sogenannte Mozart-Effekt wurde auch bei Mäusen festgestellt, die ihren Weg durch ein Labyrinth merklich besser fanden, wenn sie zuvor Mozart gehört hatten.
Musik ist immer mit Lernen verbunden und bedeutende Wissenschaftler wie Albert Einstein spielten oftmals auch selbst ein Instrument. Seitdem gehen Forscher der Frage nach, ob das Erlernen und die Beherrschung eines Instruments zusätzlich positive Wirkung auf die Intelligenzbildung haben könnten. Denn Lernen findet nicht nur in der Entwicklung direkter musikalischer Fähigkeiten statt, sondern auch in den Verbindungen zwischen Musik und emotionalen Erfahrungen.
3. Musik erschafft und erhält Gemeinschaft
Wer den Film Casablanca gesehen hat, wird sich an die Szene erinnern: In Rick‘s Café stimmt eine Gruppe angetrunkener Nazi-Offiziere das Lied „Wacht am Rhein“ an. Augenblicklich tritt im Film der gesuchte französische Résistance-Führer Victor Laszlo auf den Plan. Er weist die nichtdeutschen Musiker des Lokals an, die Marseillaise zu spielen. Die Anwesenden singen mit und übertönen den Gesang der Nazis.
Wie man an diesem Beispiel sehen kann: Musik ist auf das Engste verknüpft mit sozialer Gemeinschaft, die der Mensch als ein soziales Wesen nicht nur zum Überleben braucht. Auch wenn nur ein Bruchteil der Menschen selbst ein Instrument spielen kann, können doch alle singen oder zumindest eine Melodie summen.
So wie sich Musik entwickelt hat, hat sie in Gemeinschaft ausgeübt zu allen Zeiten die sozialen Bande einer Gruppe gestärkt und die Verbundenheit ihrer Mitglieder zueinander bekräftigt. Jede Gruppe hat ihre eigenen charakteristischen musikalischen Ausdrucksformen und Instrumente. Sie sind individuell und nicht austauschbar, wie die Tin Whistle in der irischen Folk-Musik oder das Saxophon im Jazz.
Dies macht Musik zu einem identitätsstiftenden Charakteristikum, das gemeinschaftsbildend und gemeinschaftserhaltend ist. Wie einst in Rick‘s Café, als in Casablanca ein erster Sieg über den Feind errungen wurde.
4. Musik spendet Trost
Wer es vermag, seinen Gefühlen in einem Lied Ausdruck zu verliehen, stellt eine tröstende Wirkung fest. Wer Trauermusik oder ebensolche Lieder hört, fühlt sich in seiner Notlage besser verstanden.
Eines der erfolgreichsten Lieder der Beatles ist der von Paul McCartney komponierte Song „Let it be“. In einfühlsamen Strophen wird der Hörer darauf eingestimmt, seine Sorgen und Schicksalsschläge zu akzeptieren. So heißt es im Liedtext frei übersetzt: „Wenn ich mich in sorgenvollen Zeiten befinde, erscheint mir Mutter Mary und spricht weise Worte: Lass es geschehen“.
Von entscheidender Bedeutung sind die Zuwendung und das Mitleid, die aus dem Lied und seiner Melodie sprechen: Musikalische Anteilnahme und Mitleid vermögen uns zu trösten.
5. Musik vermittelt Hoffnung und Zuversicht
In schwierigen Situationen oder im Wald auf einsamen dunklen Wegen beginnen Menschen nicht selten zu singen. Die Wirkung des Gesangs wird gesteigert, wenn er nicht nur von einer Person, sondern von vielen kommt. Und der Gesang bleibt nicht ohne Wirkung. Sei es, dass Raubtiere vertrieben werden, sei es, dass sich die Gruppe selbst ihrer Stärke und Entschlossenheit versichern kann.
Zudem stärkt Musik die Hoffnung und Zuversicht. Ein Beispiel gibt der römische Geschichtsschreiber Sallust, der von einem germanischen Stamm berichtet, der während eines blutigen Feldzugs der Römer in Germanien in der Schlacht starke Verluste erleiden musste. Anstatt ihre Verletzten und Tote zu beklagen, entschlossen sich die Germanen, eingekesselt und in fast aussichtsloser Lage, die ganze Nacht an ihren Lagerfeuern zusammenzusitzen und aus vollen Leibeskräften zu singen. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig: Der Gesang gab den fast Geschlagenen neuen Mut, während gleichzeitig die taktisch und militärisch überlegenen Römer keine einzige Minute Schlaf fanden und von den Klängen aus dem gegnerischen Lager entnervt waren und eingeschüchtert wurden – mit dem Effekt, dass sich am Folgetag das Kriegsglück wendete.
6. Mit Musik tanken wir Energie
Ein weiterer Grund für solche Ereignisse ist, dass Musik in der Lage ist, Menschen energetisch aufzuladen. Wer sich persönlich schon einmal in seinem Leben niedergeschlagen gefühlt und in einer solchen Situation ein kraftvolles Lied oder eine heroische Symphonie wie etwa Mahlers Neunte gehört hat, wird die energetische Kraftübertragung bestätigen können.
Gleiches gilt kollektiv für das „Kriegslied für die Rheinarmee“, das Claude Joseph Rouget de Lisle 1792 komponierte. Es gab der französischen Revolutionsarmee nicht nur Zuversicht und Hoffnung, sondern emotionalisierte die Soldaten zudem im Kampf um ihre Freiheit und Heimat, indem es ihnen Energie gab. Nachdem die Gefahr abgewehrt war, erneut unter die Herrschaft einer Dynastie zu fallen, führte das Lied Napoleons Soldaten bis nach Moskau und Ägypten. Heute hat dieses Lied eine weitere und weitreichende Bedeutung: Die Marseillaise wurde zur französischen Nationalhymne.
7. Musik dient feierlichen und repräsentativen Zwecken
Jeder kennt die Nationalhymne, die bei Staatsbesuchen oder Länderspielen erklingt. Sie dient sowohl feierlichen als auch repräsentativen Zwecken. In monarchischen Zeiten waren es oft Fanfaren, die für hoheitliche Zwecke eingesetzt wurden.
Selbst noch während des Zweiten Weltkrieges erschallte in deutschen Volksempfängern dieses Instrument. Die Fanfarenklänge stammten aus dem Werk „Les Préludes“ von Franz Liszt und wurden mit ihrer feierlichen, ehrfurchtgebietenden Wirkung immer dann im Radio eingespielt, wenn größere Siegesmeldungen von der Front bekanntgegeben wurden.
So wundert es nicht, dass in Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ Ludovico Settembrini, eine seinem Bruder Heinrich Mann nachempfundene Romanfigur, vor der verführerischen Wirkung durch Musik in staatlichen Diensten warnt.
8. Bekräftigung des Glaubens
In der christlichen Religion wird in Gottesdiensten Kirchenmusik gespielt. Ebenso wie die Architektur der Kirchen, Kathedralen und Dome soll Kirchenmusik den Gläubigen die göttliche Schöpfung und Botschaft verkünden. Dabei werden gerne Orgeln benutzt, deren wuchtige Klänge die Räume der Kathedralen erfüllen. Geradezu als die „Stimme Gottes“ berühmt wurde dabei Johann Sebastian Bach. Selbst Ungläubige betreten beim Erklingen seiner Musik den Himmel.
Die spirituelle Perfektion von Kirchenmusik, insbesondere der von Bach, beglückt Gläubige, indem sie dem Hörer Transzendenz und Göttlichkeit nahebringt. Auch Atheisten mit keinerlei Ausprägung für das Spirituelle mögen beim Hören der Bachkantaten erahnen, welche neuronalen Feuerwerke in den Gehirnen von Gläubigen stattfinden, wenn sie Kirchenmusik als glückbringendes, ekstatisches Werkzeug himmlischer Verzückung erleben.
9. Musik schafft eine eigene Realität
Mitunter stellt sich die Wirkung ein, dass Musik eine eigene Realität schaffen kann. Ob bei Weihnachtskonzerten in Kirchen oder in Not- und Kriegszeiten: Musik ist nicht nur ein universales Ausdrucksmittel. Sie führt ihre Zuhörer auch in eine andere Dimension. Solange man sich in dieser entrückten Welt befindet, können Menschen eine bedrückende Realität vergessen. Vor allem Musiker erleben eine solche Wirkung.
10. Das Leben wird durch Musik schöner
Der mexikanischen Operntenor Rolando Villazón drückt die schlichte Wahrheit mit den Worten aus: „Man braucht nur ein paar Minuten am Tag Mozart zu hören und der Tag wird schöner“.
Versucht es nur! Es muss ja nicht Mozart sein, sondern was immer euch gefällt.
-MCK-