Strom­aus­fall — wie sich jeder davor schüt­zen sollte!

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Die drohende „Klimakatastrophe“ ist in aller Munde. Angesichts düsterer Prognosen verlangt die Bundesregierung nach einer Energiewende. Im Zuge dessen sollen sogenannte "erneuerbare Energien“ wie Windkraft und Sonnenenergie zukünftig zu 100 Prozent grundlastfähige Energieträger wie Kohle, Atom und Gas ersetzen. Doch was geschieht, wenn nicht genügend Wind weht und die Sonne nicht scheint? Dann könnte es zu einem flächendeckenden Stromausfall kommen.

Wie hoch ist die Gefahr eines Blackouts?

Gehör­te Deutsch­land einst zu den Län­dern mit der größ­ten Ver­sor­gungs­si­cher­heit welt­weit, ist mit der bereits voll­zo­ge­nen weit­ge­hen­den Abschal­tung von Koh­le- und Atom­kraft­wer­ken die jeder­zeit ver­läss­li­che Sicher­heit der Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung mit Strom frag­lich geworden. 

Laut Bun­des­netz­agen­tur wir­ke sich der Umstieg auf erneu­er­ba­re Ener­gie­trä­ger zwar aktu­ell noch nicht auf die Ver­sor­gungs­si­cher­heit aus. Aller­dings lässt der geplan­te Aus­stieg aus allen kon­ven­tio­nel­len fos­si­len Ener­gie­trä­gern befürch­ten, dass die Ver­sor­gungs­si­cher­heit in Zukunft mas­siv lei­den wird.

Dafür spricht, dass es bereits jetzt eine Viel­zahl an Strom­aus­fäl­len gibt, die im Mil­li­se­kun­den­be­reich und dar­über hin­aus lie­gen. Sie wer­den als Black­out bezeich­net. Gemeint ist damit der Aus­fall eines Netz­ge­bie­tes, aus dem sich kas­ka­den­ar­tig wei­te­re groß­flä­chi­ge Strom­aus­fäl­le erge­ben kön­nen, die sich im schlimms­ten Fall über Län­der­gren­zen hin­weg erstre­cken kön­nen. Aus­ge­hend von der ursprüng­lich loka­len Stö­rung kön­nen so Black­outs ent­ste­hen, die sich über die Regel­zo­nen hin­aus kilo­me­ter­weit in der Flä­che fortsetzen. 

Mit regeln­den Ein­grif­fen in die Netz­sta­bi­li­tät konn­ten sich bis­lang Strom­aus­fäl­le mit­un­ter noch so eben beherr­schen las­sen. So stieg der Anstieg kri­ti­scher Ein­grif­fe ins Strom­netz in den ver­gan­ge­nen Jah­ren in dra­ma­ti­scher Wei­se an.

 

Wie ange­spannt ist das Stromnetz?

Gab es im Jahr 2006 ins­ge­samt nicht mehr als vier sys­tem­sta­bi­li­sie­ren­de Ein­grif­fe, schnell­te mit dem bereits schritt­wei­se voll­zo­ge­nen Aus­stieg aus fos­si­len Brenn­stof­fen ihre Anzahl bis zum Jahr 2019 auf über 6.000 Ein­grif­fe nach oben — Ten­denz wei­ter stei­gend. Dabei wer­den durch soge­nann­te Last­ab­wür­fe, auch Brown­out genannt, zeit­wei­lig gan­ze Fabri­ken vom Netz genom­men, deren Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se beson­ders ener­gie­in­ten­siv sind (z. B. in der Stahl‑, Alu­mi­ni­um- und Glas­in­dus­trie). So ver­hin­dert man, dass das gesam­te Netz kollabiert. 

Die Betrei­ber wer­den für den zeit­wei­li­gen Pro­duk­ti­ons­aus­fall ent­schä­digt. Die Kos­ten für die ver­trag­lich im Vor­feld gere­gel­te Abschal­tung vom Strom­netz trägt jedoch die All­ge­mein­heit der Strom­kun­den. Die letz­ten bekannt­ge­wor­de­nen Zah­len für die Kos­ten der­ar­ti­ger netz­sta­bi­li­sie­ren­der Ein­grif­fe stam­men aus dem Jahr 2020 und lagen bei nicht weni­ger als 1,4 Mil­li­ar­den Euro im Jahr.  Je wei­ter die Ener­gie­wen­de vor­an­schrei­tet, des­to mehr wird die Black­out-Gefahr zuneh­men. Schon heu­te ist bekannt, dass fast täg­lich immer auf­wen­di­ge­re Ein­grif­fe not­wen­dig sind, um einen Kol­laps zu verhindern. 

Im Sep­tem­ber 2021 kri­ti­sier­te die Invest­ment­bank Gold­man Sachs „die Obses­si­on des euro­päi­schen Kon­ti­nents und des­sen Hang zum schnel­len Aus­bau von grün-alter­na­ti­ven Tech­no­lo­gien“ und warn­te vor sich meh­ren­den Strom­aus­fäl­len in Euro­pa.  Glei­cher­ma­ßen wies im Novem­ber 2021 der Ener­gie­ver­sor­ger Eon dar­auf hin, dass immer häu­fi­ger Eng­päs­se im Strom­netz auf­tre­ten wer­den. Not­falls könn­ten Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men gezwun­gen sein, „Ver­brau­cher vom Netz zu tren­nen — sogar gan­ze Städte“.

   

Black­out als das größ­te Katastrophenrisiko

Das Bun­des­amt für Bevöl­ke­rungs­schutz und Kata­stro­phen­hil­fe (BBK) schätzt mitt­ler­wei­le einen Black­out als das größ­te Kata­stro­phen­ri­si­ko ein. Seit 2011 warnt das Büro für Tech­nik­fol­gen-Abschät­zung beim Deut­schen Bun­des­tag bereits ein­dring­lich vor sei­nen Kon­se­quen­zen: „Die Fol­gen­ana­ly­sen haben gezeigt, dass bereits nach weni­gen Tagen im betrof­fe­nen Gebiet die flä­chen­de­cken­de und bedarfs­ge­rech­te Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung mit lebens­not­wen­di­gen Gütern und Dienst­leis­tun­gen nicht mehr sicher­zu­stel­len ist. Die öffent­li­che Sicher­heit ist gefähr­det, der grund­ge­setz­lich ver­an­ker­ten Schutz­pflicht für Leib und Leben sei­ner Bür­ger kann der Staat nicht mehr gerecht werden.“ 

Auch der Prä­si­dent des Bun­des­amts für Bevöl­ke­rungs­schutz und Kata­stro­phen­hil­fe warn­te bereits vor den Fol­gen einer miss­lun­ge­nen Ener­gie­wen­de, als er in einem Inter­view im Juni 2020 auf die Fra­ge, wel­ches Kata­stro­phen­sze­na­rio er am meis­ten befürch­te, fest­stell­te: „Ganz klar den Black­out, einen flä­chen­de­cken­den, lang­an­hal­ten­den­den Stromausfall“. 

 

Was kann bei einem Black­out geschehen?

Im Fal­le eines lang­an­hal­ten­den Strom­aus­falls ist die Funk­ti­ons­fä­hig­keit der gesam­ten gesell­schaft­li­chen Infra­struk­tur bedroht. Sämt­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me sind bei einem Strom­aus­fall in Gefahr. Ban­ken und Tank­stel­len müs­sen ihren Betrieb ein­stel­len, da die Ver­bu­chungs­sys­te­me nicht mehr funk­tio­nie­ren.  Eben­so sind Tank­säu­len betrof­fen, die ohne Strom kein Ben­zin mehr pum­pen kön­nen. Da die Not­strom­ag­gre­ga­te in Kran­ken­häu­sern nur für maxi­mal 48 Stun­den Kraft­stoff­re­ser­ven haben, wäre im Fal­le eines Strom­aus­falls der Medi­zin­sek­tor beson­ders betrof­fen. Ope­ra­tio­nen könn­ten nicht mehr statt­fin­den; lebens­ret­ten­de Maß­nah­men könn­ten nicht mehr gewähr­leis­tet wer­den. Selbst die Trink­was­ser­ver­sor­gung ist ohne Strom dau­er­haft nicht gesi­chert und auch Toi­let­ten­spü­lun­gen wür­den nicht mehr funktionieren. 

 

Wor­an man bei einem Black­out unbe­dingt den­ken sollte

Für den Not­fall sind zual­ler­erst Trink- und Brauch­was­ser­vor­rä­te für min­des­tens drei Tage not­wen­dig. Wer in sei­ner Woh­nung oder im Kel­ler kei­nen ent­spre­chen­den Stau­raum hat, soll­te beim ers­ten Anzei­chen eines Strom­aus­falls die Bade­wan­ne mit dem noch vor­han­de­nen Was­ser in der Lei­tung auf­fül­len. Wei­ter­hin sind lee­re Kanis­ter von Vor­teil, die an flie­ßen­den Gewäs­sern auf­ge­füllt wer­den kön­nen. Was­ser­auf­be­rei­tungs­ta­blet­ten soll­ten in aus­rei­chen­der Men­ge vor­rä­tig sein, um das geschöpf­te Was­ser auch trink­bar machen zu können. 

Wei­ter­hin wer­den Lebens­mit­tel­vor­rä­te für meh­re­re Tage benö­tigt. Inter­na­tio­nal wird ein Lebens­mit­tel­vor­rat von drei bis vier Tagen in jedem Haus­halt emp­foh­len. Das Bun­des­amt für Kata­stro­phen­schutz in Bonn rät gar einen Not­vor­rat für eine Woche an. Ein Cam­ping­ko­cher mit aus­rei­chend Reser­ve­gas­kar­tu­schen und pas­sen­dem Koch­ge­schirr aus Alu­mi­ni­um ist in viel­fäl­ti­ger Wei­se nutz­bar: Nicht nur, um sich war­me Mahl­zei­ten zuzu­be­rei­ten, son­dern auch, um not­falls Wärm­fla­schen befül­len und bei feh­len­den Trink­was­ser­vor­rä­ten Was­ser abko­chen zu kön­nen. Auf die Not­fall­lis­te gehö­ren wei­ter­hin unab­ding­bar Ker­zen, Streich­höl­zer und Taschen­lam­pen. Bei einem Strom­aus­fall im Win­ter besteht außer­dem die Gefahr des völ­li­gen Aus­falls der Hei­zungs­an­la­gen: Aus­rei­chend war­me Decken und Wärm­fla­schen sind daher von über­le­bens­wich­ti­ger Bedeu­tung. Bat­te­rien und bat­te­rie­ge­trie­be­ne Radi­os sind not­wen­dig, um Durch­sa­gen der Poli­zei und des Kata­stro­phen­schut­zes zu emp­fan­gen. Eine  aus­rei­chen­de Men­ge an Bar­geld in klei­ner Stü­cke­lung soll­te in jedem Haus­halt vor­rä­tig sein, da Geld­au­to­ma­ten ohne Strom ihren Dienst ein­stel­len. Schließ­lich ist es rat­sam, die eige­ne Woh­nung wäh­rend eines Strom­aus­falls mög­lichst nicht für lan­ge Zeit zu ver­las­sen, da in Groß­städ­ten nach dem Zusam­men­bruch der staat­li­chen Infra­struk­tur mit Plün­de­run­gen zu rech­nen ist.